Sind wir Menschen aus Angst gut? Brauchen wir das Gewissen? Diese Fragen sollten die Schülerinnen und Schüler des PP-Kurses (praktische Philosophie) aus dem Jahrgang 6 im Unterricht beantworten. Die Diskussion wurde erstmals von zwei Philosophen aus dem achtzehnten Jahrhundert, Immanuel Kant und Friedrich Nietzsche, geführt. Dabei war Kant der Meinung, dass wir unser Gewissen brauchen und es unser „innerer Richter“ ist, während Nietzsche meinte, es wäre nur eine Norm, die von der Gesellschaft vorgegeben wird. Nachdem die Schülerinnen und Schüler sich mit diesen Fragen ausführlich beschäftigt hatten, sollten sie ihre Meinung zum Thema in Form eines Vortrags aufschreiben. Die folgende, besonders gelungene Rede gibt die Ansicht von Colin Redich aus der 6c wieder. (Bei der Formulierung seiner Gedanken zu diesem anspruchsvollen Thema hat der engagierte Sechstklässler Unterstützung bekommen.)
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Gewissen – ein Begriff, der in der heutigen Zeit oft verwendet, aber selten hinterfragt wird. Doch was genau ist das Gewissen, und warum ist es für uns so wichtig? Lassen Sie uns gemeinsam diesen Aspekt unseres menschlichen Daseins erkunden.
Das Gewissen, so könnte man sagen, ist die innere Stimme, die uns leitet und uns daran erinnert, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Es ist wie ein Kompass, der uns hilft, moralische Entscheidungen zu treffen und unsere Handlungen zu bewerten, ohne ein Gewissen wären wir orientierungslos in einer Welt voller ethischer Dilemmata und moralischer Grauzonen. Ein Gewissen zu haben bedeutet, Verantwortung für unsere Taten zu übernehmen. Es zwingt uns, innezuhalten und zu reflektieren, bevor wir handeln. Es fordert uns auf, Empathie und Mitgefühl zu zeigen, nicht nur gegenüber unseren Mitmenschen, sondern auch gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft als Ganzes. Ohne ein Gewissen würden wir nur unseren eigenen Interessen folgen, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen für andere. In einer Welt, die immer komplexer und vernetzter wird, ist das Gewissen wichtiger denn je. Es hilft uns, den sozialen Zusammenhalt zu bewahren und Gerechtigkeit zu fördern. Es ermutigt uns, uns gegen Ungerechtigkeit und Unrecht zu stellen und für das Wohl aller Menschen einzutreten. Doch das Gewissen ist nicht nur ein individueller Kompass. Es ist auch kollektives Gut, das durch unsere gemeinsamen Werte und Normen geformt wird. Indem wir unser Gewissen schärfen und weiterentwickeln, tragen wir zur moralischen Entwicklung unserer Gesellschaft bei und schaffen eine bessere Welt für zukünftige Generationen. In diesem Sinne appelliere ich an jeden von uns, das eigene Gewissen zu pflegen und auf seine innere Stimme zu hören. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, eine Welt zu schaffen, in der das Gewissen als leuchtendes Beispiel für moralisches Handeln dient. Denn letztendlich, meine Damen und Herren, ist das Gewissen das, was uns menschlich macht.
Vielen Dank.
Ein Beitrag von Colin Redich und Amira Catic



